Qi Gong - das Üben am Qi
Qi Gong offenbart jedem Suchenden,
die wahre Nahrung des Menschen.
Qi Gong stammt aus dem Chinesischen und bedeutet so viel wie „üben am Chi“. Das Qi Gong zählt in China übrigens zu der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Das Chi, Ki, Qi kann hier mit dem Begriff Prana der universellen Lebensenergie gleichgesetzt werden. Anders als Yoga stammt diese Trainingsvariante aus dem chinesischen Raum. Die Übungen unterscheiden sich in bestimmten Aspekten vom Yoga. Während Yoga u.a. Wert auf Spannung und Dehnung legt, spielen im Qi Gong dehnenden Übungen eine untergeordnete Rolle. Das Wesen des Qi Gong liegt eher in fliesend langsamen Bewegungen.
Es gibt durchaus gymnastische Übungsreihen im Qi Gong, die sich ebenfalls mit Dehnungs – und Schwungübungen befassen, die sind aber nicht signifikant für das „Qi Gong“, sondern werden ergänzend praktiziert, um bestimmte Körperregionen zu stimulieren. Wichtig im Qi Gong ist das bewusste Bewegen. Und genau das ist Qi Gong – die perfekte Arbeit am Bewusstsein. Jede Bewegung wird willentlich durchgeführt. Der Langsamkeit der Bewegungsabläufe wird dabei eine besondere Rolle beigemessen, denn die Philosophie rund um die Gewinnung des Chi besagt, dass die bewusste Absicht sich zu bewegen Chi aus dem Raum anzieht, um die Bewegung zu vollbringen. Wird die Bewegung absichtlich langsam durchgeführt, so wird weniger eigenes Chi verbraucht, als dem Körper durch die Umgebung zugeführt wird. Auf diese Weise führen solche langsamen Bewegungen zur Anreicherung vom Chi im Körper. Das Qi Gong jedoch besteht nicht nur aus Bewegungen, sondern auch aus stehenden Übungsreihen, indem die praktizierende Person für einige Zeit in einer Position verharrt. Dabei handelt es sich eher um statische Übungen, die im Körper gewisse Spannungen erzeugen. Auch solche Spannungen erzeugen im Körper Chi, weil das Bewusstsein dabei auf diese Körperhaltung ausgerichtet ist. Außerdem wird zwischen inneren und äußeren Qi Gong unterschieden.
Während sich das äußere Qi Gong mit körperlichen Bewegungen beschäftigt, geht es beim inneren Qi Gong darum, das Qi im Körper mit der Kraft der Gedanken zu steuern. Beide Übungsvarianten ergänzen sich, wobei in China dem inneren Qi Gong die größere Bedeutung beigemessen wird. Das Qi Gong ist eine bewusste Arbeit am Qi wie auch am Körper. Qi Gong Meistern wird nachgesagt, dass sie bis ins hohe Alter ihr jugendliches Aussehen beibehalten konnten, weil ihr Körper so stark vom Qi durchdrungen war, dass er nicht gealtert ist. Bis heute finden sich Qi Gong-Meister, die gelegentlich ihr Können in der Öffentlichkeit aufblitzten lassen. Diese sind in der Lage, Qi in den Körper anderer einfließen zu lassen, so dass sie kranke Menschen binnen kurzer Augenblicke zu heilen vermögen.
Bei allen Arten von Qi Gong sollte meiner Meinung nach der Praktizierende eine gewisse Ehrfurcht und Dankbarkeit vor dem Qi zeigen. Diese demonstrieren Chinesen, in dem sie sich vor Ihren Übungen verbeugen. Die Verbeugung gilt der großen Quelle des Qi. Auf diese Art und Weise bewegt man sich in der Einheit und nicht als isoliertes Einzelsystem, welches sich isoliert von der Einheit weiter entwickelt. Diese „Kleinigkeit“ der Demut vor dem „Lebensatem“ fehlt in der westlichen Welt, weil in hierzulande eher die Bewegungsabläufe aus rein gesundheitlicher Sicht betrachtet werden. Ein esoterischer Zusammenhang wird oftmals verleugnet und einfach unterschlagen.
Diese Ansicht finde ich jedoch etwas gefährlich und vor allem unreif, Angesicht der Energien, in denen wir uns tagtäglich bewegen. Jeder der Qi Gong praktiziert oder es vorhat, sollte sich über folgendes im Klaren sein: Qi Gong war einst eine esoterische Lehre! Der Daoismus enthält auch heute noch viele Elemente aus dem Qi Gong. Im Laufe der Zeit, als das Esoterische innerhalb des Qi Gong die Oberhand gewann, wurden die Menschen zunehmend skeptisch im Bezug auf diese Leeren. Sie verpönten zunehmend diese zweifelhaften Praktiken oder Bewegungsrituale. Daraufhin fand innerhalb des Qi Gongs ein Wandel statt, der zunehmend die exoterischen Leeren in den Vordergrund schob. Der Ursprung des Qi Gong ging mehr und mehr verloren und bis in unsere westliche Welt ist er kaum vorgedrungen. Dennoch ist und bleibt Qi Gong eine Art Energiearbeit am eigenen Körper und an der eigenen Seele, die stets unter Beachtung moralischer Aspekte und einer gewissen Ehrfurcht vor unserem Schöpfer durchgeführt werden sollte.
Anleitung für eine „einfache“ Qi Gong Übung namens „Baum umarmen“:
Ich möchte an dieser Stelle eine Standard-Übung des Qi Gong vorstellen. Denn diese ist im Prinzip die Vereinigung von körperlicher sowie geistiger Qi-Arbeit. Bei dieser Übung stellt sich der Übende in einen lockeren Stand. Bei dem Stand ist auf folgendes zu achten: Die Knie werden leicht angewinkelt, aber nicht soweit, dass die Knie über die Fußspitzen hinausreichen, außerdem stehen beide Füße parallel zu einander. Die Wirbelsäule soll so gerade wie möglich ausgerichtet sein. D.h. das Kinn wird leicht zur Brust angezogen und der Lendenbereich so ausgerichtet, dass ein eventuelles Hohlkreuz aufgelöst wird. Man kann sich den Stand so vorstellen, als ob der ganze Rücken vom Kopf bis zum Steißbein im Lot wäre. Eigentlich kann sich der Übende an einer geraden Wand orientieren und sollte sich mit dem Rücken gerade an die Wand lehnen können.
Ist der Stand soweit ausgerichtet, so werden die Arme auf Brusthöhe angehoben. Achten Sie dabei auf eine langsame Bewegung. Die Arme sind so positioniert, als ob sie einen großen Gymnastikball umarmen würden – das bedeutet sie sind nicht durchgestreckt sondern sind im Ellenbogen rundlich angewinkelt. Die Fingerspitzen zeigen dabei zueinander, berühren sich jedoch nicht. Haben Sie es geschafft, sich in diese Position zu begeben, so müssen Sie nun einige Minuten in diesem Stand verbleiben. Eine Zeit von fünf Minuten ist als Minimum anzusehen, Meister hingegen praktizieren diese Position mindestens 30 Minuten. Wer etwas Erfahrung in diese Übung gebracht hat, ergänzt sie gewöhnlich mit der esoterischen Übung des kleinen oder großen Kreislaufs, um den Energiefluss im Körper anzuregen. Diese Übung sollten Sie jedoch in entsprechender Fachliteratur nachlesen oder durch persönliche Beratung in Erfahrung bringen.
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